Engelsnacht by Lauren Kate;Doreen Bär

Engelsnacht by Lauren Kate;Doreen Bär

Autor:Lauren Kate;Doreen Bär
Die sprache: de
Format: mobi
ISBN: 9783570160633
Herausgeber: cbt
veröffentlicht: 2010-08-14T22:00:00+00:00


Zwölf

Staub zu Staub

In der dunstigen Nachmittagshitze kreiste ein Geier über dem Friedhof. Zwei Tage waren seit Todds Tod vergangen, und Luce war nicht fähig gewesen, zu essen oder zu schlafen. Sie stand in einem schwarzen Kleid zwischen den anderen Schülern in der Senke des Gräberfelds, wo sich die prächtigeren Grabmale befanden. Die gesamte Schule hatte sich dort versammelt, um Todd die letzte Ehre zu erweisen. Als ob eine einstündige Trauerzeremonie, die sich trotz aller Bemühungen etwas eintönig dahinschleppte, genug sein könnte. Außerdem fehlte in der Sword & Cross seit dem Umbau der Kirche zur Turnhalle der richtige Rahmen, und so standen sie nun zwischen den Gräbern verstreut herum.

Seit dem Brand in der Bibliothek und Todds tödlichem Unfall herrschte in der Schule eine angespannte, gedrückte Stimmung, und die Lehrer gaben sich mehr als zugeknöpft. Luce war in den vergangenen beiden Tagen meist mit gesenktem Kopf an ihrem Platz gesessen oder die Gänge entlanggeschlichen, um den Blicken der anderen Schüler auszuweichen, die sie alle mehr oder weniger neugierig und misstrauisch anstarrten. Die sie nicht so gut kannten, musterten sie heimlich - und sogar etwas verschreckt und ängstlich. Andere, wie Roland und Molly, beäugten sie kalt und schamlos, wie es schien sogar fasziniert, dass sie überlebt hatte; vielleicht vermuteten sie auch irgendein dunkles Geheimnis. Luce ertrug die Tatsache, dass fast immer irgendwer seine Augen auf sie gerichtet hatte, so gleichmütig wie möglich und war am Mittwoch froh gewesen, als es endlich Abend war. Penn war noch bei ihr vorbeigekommen und hatte ihr eine große Tasse heißen Ingwertee gebracht, und Arriane hatte unter dem Türspalt eine zerlesene Modezeitschrift durchgeschoben.

Luce gierte nach allem, was sie von ihrem Gemütszustand ablenken, sie aus ihrer traurigen und nervösen Stimmung herausreißen konnte. Denn sie wusste, dass bald wieder etwas passieren würde. Die Ruhe war trügerisch. Entweder würde sie einen erneuten Besuch von der Polizei erhalten oder von den Schatten - oder beides.

Am Vormittag war durch die Lautsprecheranlage in der Schule verkündet worden, dass aus Respekt vor Todd an dem Abend das übliche Soziale ausfallen würde. Der Unterricht würde eine Stunde früher enden, damit alle Schüler Zeit hätten, sich noch umzuziehen, bevor sie dann um drei Uhr zur Trauerfeier auf dem Friedhof eintreffen sollten. Als wäre nicht die ganze Schule sowieso immer wie für ein Begräbnis gekleidet.

Seit sie hier war, hatte Luce noch nie so viele Menschen gleichzeitig an einer Stelle des Schulgeländes versammelt gesehen. Da vorne stand Randy, ausnahmsweise im grauen Faltenrock, hinter ihr in Trauerkleidung und mit geröteten Augen Miss Sophia und Mr Cole im schwarzen Anzug, der ein nasses Taschentuch zwischen den Händen knetete. Ms Toss und Trainer Diante standen seitlich bei einer schwarz gekleideten Gruppe weiterer Lehrer und Verwaltungsangestellter der Schule, die Luce nicht kannte.

Die Schüler waren angewiesen worden, sich in alphabetischer Reihenfolge aufzustellen. Luce erkannte in der ersten Reihe Joel Bland, den Jungen, der in der vergangenen Woche beim Schwimmen gegen sie gewonnen hatte; er schnäuzte sich gerade in ein großes Taschentuch. Luce war weit hinten beim Buchstaben P, aber sie hatte immerhin Daniel beim Buchstaben G im Blick, direkt neben Gabbe.



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